Unvermeidliche Route

Unvermeidliche Route

Bei näherer Betrachtung gab es kaum eine Alternative zur Reise mit dem Schiff. Zu Pferd wären wir vermutlich Wochen unterwegs und selbst die Schnellbahn, was auch immer das sein sollte, würde uns nur in die Nähe bringen, den Rest müssten wir querfeldein reisen, geschätzte Reisezeit zwölf Tage. Mit dem Schiff würden wir, wenn alles nach Plan verlief, bereits in vier Tagen dort sein. Schneller wäre eigentlich nur das Luftschiff, dass aber zu dieser Jahreszeit nur selten verkehrt. Das würde die Strecke immerhin in zwei Tagen schaffen. Also fahren wir halt mal mit dem Schiff. Das ist, zumindest für mich eine völlig neue Erfahrung. Das Schiff, die Nina, war verhältnismäßig groß, es hatte nicht nur Raum für mehr als dreißig Passagiere, sondern auch für deren Reittiere und einen großen Laderaum. Das kam uns entgegen, wir würden unsere Tiere nur ungern zurücklassen. Seltsam war, dass das Schiff zwar Masten hatte, jedoch keine sichtbaren Segel. Da musste Zauberei im Spiel sein. Das Timing war perfekt. Wir konnten sofort an Bord und auch die Nacht dort verbringen. Schließlich legten wir keinen Wert darauf, doch noch mit dem Scharmützel in der Taverne in Verbindung gebracht zu werden. Am nächsten Morgen, nur wenig nach Sonnenaufgang legte das Schiff bereits ab und wir liessen Sharn hinter uns. Unser Ziel war Rotbruch in Daargum. Ein Typ namens Failin sollte uns dorthin führen. Er war irgendwo in Koramberg zu finden.
So praktisch eine im Voraus gebuchte Reise auch sein mag, nimmt sie einem doch eine ganze Menge an Flexibiliät. Das gilt ganz besonders für die Reise auf einem Schiff. Außerdem bietet man möglichen Feinden einen Angriffspunkt. Ich hoffe sehr, wir können uns am Ziel wieder freier bewegen.
Davon abgesehen waren die ersten beiden Tage auf dem Schiff sehr angenehm. Das Wetter war mild und die Küste abwechslungsreich. Einzig Zwerg und Vitali konnten dem ganzen nichts Positives abgewinnen. Sie befanden sich praktisch immer an Deck und manchmal nur halb an Bord,  weil über der Reling hängend. Wie sich das Schiff genau fortbewegte konnte ich allerdings noch nicht ergründen. Da muss eine mächtige Magie drin stecken. Das läßt natürlich auch Rückschlüsse darauf zu, wie gebräuchlich Magie hier in der Gegend ist, wenn sie für so profane Dinge wie den Antrieb eines Schiffes eingesetzt wird. Wo das mit Wind doch auch gut funktioniert. Direkt nachfragen wollte ich dann aber auch nicht. Muß ja nicht jeder merken, dass wir nicht von hier sind.
Am Abend des dritten Tages gingen wir in der Krakenbucht vor Anker um die Vorräte aufzustocken. Die meisten Passagiere würden die Nacht an Land verbringen. Genauso wie die Besatzung. Nur die Schiffswache würde an Bord bleiben. Am folgenden Tag würden wir Koramberg, die Hauptstadt der Goblinnation erreichen. Goblinnation! Hat man sowas schon gehört. Goblins hatten Mühe ein Lager zu errichten, geschweige denn eine Stadt zu bauen oder gar eine Nation zu gründen. Und wer bitte schön, würde sowas wie eine Goblinnation als solche anerkennen und Handel mit ihnen treiben? Was könnten Goblins denn als Waren anbieten? (Das mit den Goblins könnte auch schon gestern gewesen sein, ich bin verwirrt!) Jedenfalls waren einige Dinge hier offenbar ziemlich anders. Wir mussten aufpassen und vorsichtig vorgehen. Ein paar mehr Informationen über Land und Leute wären auch nicht schlecht. Nach dem, was man hier so hört, herrschen hier verschiedene Häuser. Das Haus Canith, dem offenbar auch Elydrend angehörte, zerfiel nach irgendeinem historischen Ereignis in drei Teile. Seitdem geriet auch das Wissen um die Hochschmiedekunst und die Schöpfungsmuster immer mehr in Vergessenheit. Aha. Hier bestand Nachholbedarf. Wo war nur die nächste Bibliothek?
Aber zurück zur Nacht im Hafen. Wie bereits erwähnt war ich von der Reise soweit sehr angetan. Die Seeluft sorgte zudem für einen ausgezeichneten Schlaf. So kam es dass ich von den Vorgängen an Deck überhaupt nichts mitbekam. Aber es muss sich ungefähr folgendes abgespielt haben.
Rabe und Cart geniessen die laue Frühlingsnacht im Mondschein. Also, jetzt bitte nicht falsch verstehen. Jedenfalls bemerkten sie plötzlich Geräusche und beim Nachschauen entdeckten sie acht Skelette, die einigermaßen behend die Taue zum Schiff hochkletterten. Eine kurze Warnung für Zwerg und Vitali rufend durchtrennte Cart das erste Tau. Vitali folgte kurzerhand seinem Beispiel. Blieben vier. Zwerg konnte sich nicht dazu durchringen ebenfalls ein Tau zu kappen oder er freute sich auf eine kleine Schlägerei um endlich seinen Frust über die Seereise loszuwerden. Rabe versuchte zwar das Seil zu kappen, es gelang ihm aber nicht. Kurz darauf sprangen die verbliebenen Skelette an Deck und griffen an. Vier zu vier. Die Skelette erwiesen sich als außerordentlich zähe Gegner, konnten aber letzten Endes nicht gegen Mitglieder einer Premium Abenteurergruppe bestehen. Am Ende griff auch noch die Schiffswache ein, aber nötig war das schon nicht mehr. Die Wachen waren einigermaßen überrascht, das kommt wohl nicht so oft vor.
Nun, wenn ich’s mir recht überlege, bin ich nicht überrascht und werde wohl die nächsten Nächte nicht mehr ganz so fest schlafen.

Unerwartete Umstände

Wie alles begann: Der Aufbruch

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