Die Schüler

Die Schüler

Während meiner Kartenstudien in Flußbrügge hatte ich natürlich die magischen Gegenstände von Fasegart nicht völlig vernachlässigt. Der Ring war ein Schutzring und schützte vermutlich vor Feuer. In welchem Maß, das konnte ich nicht sagen. Zumindest konnte ich meine Hand längere Zeit über eine Kerzenflamme halten. Für eingehendere Untersuchungen hatte ich dann doch nicht die Zeit. Trotzdem trug ich den Ring. Man weiß ja nie. Die Zauberstäbe konnten magische Geschosse verschiessen. Einer der Stäbe war geringfügig stärker als der andere. Ein erster Versuch mit dem schwachen Stab war allerdings eher entäuschend. Aber da ich kaum über eigene Magie zur gewaltsamen Lösung von Konflikten besaß, sorgte ich dafür, dass ich die Stäbe im Ernstfall sofort zur Hand hätte. Tatsächlich hatte ich schon beim Hinabsteigen der Treppe den schwächeren in der Hand. Allzeit bereit. Die Treppe war lang und führte uns tief unter die Erde. Die Laune von Zwerg besserte sich mit jedem Schritt, die der Anderen wurde eher gedämpft. Am Ende der Treppe lag ein Skelett. Wie klischeehaft. Ein Skelett. Findet man nicht in den meisten Geschichten gleich am Anfang ein Skelett? Das wird böse enden. Bereits aus einiger Entfernung konnten wir den Bolzen sehen, der die Rüstung des Opfers durchschlagen hatte. Schild und Schwert lagen neben dem Skelett. Alles deutete auf einen Abenteurer hin, der eine Falle ausgelöst hatte. Cart machte sich auf die Suche. Was der Mann alles kann. Trotzdem hätte es fast tragisch geendet. Cart entdeckte zwar das Loch in der Wand, aus dem der Bolzen offenbar kam, aber nicht den Auslöser. Zwerg konnte ihn gerade noch davon abhalten die etwas anders gemaserte Steinplatte zu betreten. Das konnte ja heiter werden. Ich würde mich im hinteren Teil der Gruppe aufhalten müssen. Die Platte ließ sich leicht mit einem Sprung überwinden, wenn man denn wusste wo sie war. Einen Test, ob das System noch funktionierte verschoben wir auf später. Aus Gründen. Wir folgten weiterhin dem Gang. Langsam und vorsichtig. Immer auf Unregelmäßigkeiten achtend. Rozi war mittlerweile auch etwas nervös, obwohl sie eigentlich Höhlen gewohnt war. Nach vielen, vielen Metern begann der Gang plötzlich leicht anzusteigen. Mit der Zeit wurde die Steigung stärker. Plötzlich hörte wir ein lautes Geräusch. Klack! Und dann ein Rumpeln. Was war das bloß? Zwerg reagiert am schnellsten. Er schob uns alle ein paar Meter zurück in eine der Nischen, die in unregelmäßigen Abständen den Gang säumten. Nicht zu knapp. Eine rießige Steinkugel, die den ganzen Gang ausfüllte rollte an uns vorbei. Autsch! Das hätte schiefgehen können. Danke Garl Glittergold. Vielleicht werde ich ja noch religiös. Wir brauchten alle eine Weile um den Schreck zu verarbeiten. Cart teilte uns dann mit, dass es besser sei, mit konventioneller Beleuchtung weiterzugehen, da er das magische Licht lieber für Notfälle aufsparen würde. Na klar. Ewig hält so ein Zauber nicht. Ich erklärte mich bereit den Weg mit meiner Laterne von hinten zu beleuchten. Kein Hexenwerk. Die andere Hand brauchte ich für den Zauberstab. Wir folgten weiter dem Gang, der schnell wieder ebenerdig aber immer noch unterirdisch verlief. Nach einer Weile kamen wir an eine Stelle mit jeweils einer Tür links und rechts. Vor uns ging der Gang weiter. Die Entscheidung war schnell getroffen. Die linke Tür musste es sein. Hören konnten wir nichts dahinter. Hinter der rechten auch nicht. Cart und Zwerg konnten auch keinerlei Fallen entdecken. Also öffnete Zwerg die Tür. Dahinter befand sich ein Raum mit jeweils fünf Schreibtischen und Betten. Darauf lagen Gestalten. Tote offensichtlich. Wir betraten den Raum vorsichtig. Plötzlich erhoben sich zwei der Toten von ihrem Lager. Untote. Zombies. Ich hatte natürlich davon gehört. Unter Gnomen ist Nekromantie allerdings verpönt. Ich hatte davon keine Ahnung und wollte davon auch nichts wissen. Der Zauberstab war jetzt genau das richtige. Mein erstes Geschoß traf denn auch sofort, allerdings hatte ich den Eindruck, dass es nicht sehr viel bewirkte. Vielleicht ist der Stab eher als Spielzeug gedacht oder um bei Langeweile FLiegen von der Wand zu schießen. Avamys stürmte sofort los und verwickelte einen der Zombies in einen Zweikampf. Ich hatte ja bisher nur theoretische Erfahrung mit Untoten. Aber nach allem was ich gelesen und gehört hatte fand ich diese Zombies hier doch ziemlich schnell. Cart fügte dem anderen eine klaffende Wunde zu, wenn man das bei Untoten sagen konnte. Mein zweites Geschoß war auch nicht besser. Langsam und müde vor sich hinfunkelnd raste es auf den Gegner zu und verpuffte. Mehr oder weniger. Mittlerweile hatte auch Zwerg wirksam in den Kampf eingegriffen, deshalb beschloß ich für mich, mich herauszuhalten. Die würden das schon schaffen. Und tatsächlich, einige Zeit später waren die Gegner besiegt ohne allzu große Schäden auf unserer Seite hinterlassen zu haben. Zwerg stellte sicher, dass das auch so bleiben würde und kontrolliert auch gleich noch die anderen drei Toten. Der Raum bot ansonsten nichts interessantes. Offensichtlich handelte es sich um ein Wohn- und Arbeitszimmer für Novizen der Magierakademie. Schnell noch die Wände überprüft, vielleicht wurden die Schüler ja von den Meistern heimlich überwacht und es gab Geheimgänge. Aber wir fanden nichts. Entweder es gab keine oder sie waren durch extrem mächtige Magie geschützt. Egal. Wir hatten ja noch einen Raum. Gleiches Verfahren. Die Tür und Umgebung nach Fallen absuchen, mal an der Tür hören, man weiß ja nie, und öffnen. Das durfte Zwerg machen. Es handelte sich wie fast schon erwartet um einen ähnlichen Raum. Wieder fünf Tote auf fünf Betten, Schreibtische und Truhen. EIn Deja-Vu. Nach dem Betreten des Raumes erhoben sich diesmal alle fünf der Toten. Musste das sein? Wir hatten doch schon genug mit Zweien zu tun. Diesmal erinnerte sich Zwerg daran, dass er ja ein Priester war und bannte einen der Untoten. Dieser lief in hinterste Ecke und versuchte sich durch die Wand zu graben. Das würde ein Weile dauern. Ich zog diesmal den stärkeren Zauberstab und feuerte auf einen der Untoten. Das war schon besser. Zwei Geschosse brannten sich in das Monster. Der Kampf war in vollem Gange. Aus dem Augenwinkel sah ich noch, wie Jacques unter den Schlägen der Gegner zusammenbrach. Da einer der Untoten gebannt war und die anderen alle durch einen meiner Gefährten im Nahkampf gebunden waren, bot sich mir die Gelegenheit in den Raum zu laufen und Jacques herauszuziehen. Zum Glück ist er nur ein Elf. Die sind nicht so schwer. Außerdem bin ich gar nicht so schwach wie ich aussehe. Irgendwo musste er noch den Heiltrank von Morrik haben. Tatsächlich, die Flasche hing sogar griffbereit an seinem Gürtel. Dummerweise hatte er keine Gelegenheit mehr gehabt sie selbst zu benutzen. Ich öffnete die Flasche und träufelte ihm den Heiltrank in den Mund. Faszinierend. Das wirkte sofort. Schon nach ein paar Tropfen war er in der Lage den Rest zu schlucken und als die Flasche leer war, war er bereits wieder bei Bewusstsein und in der Lage sich langsam selbst zu bewegen. Die Anderen hatten in der Zwischenzeit die Untoten besiegt und auch den Gebannten erlöst. Diesmal hatten sie einiges einstecken müssen. Es war Zeit für eine Pause. Wir räumten die Leichen in den anderen Raum, schlossen die Tür und leckten unsere Wunden. Naja. Die anderen, ich hatte ja keine. Dann machten wir eine lange Pause. Während ich so kurz vor dem Einschlafen war und mir die letzten Erlebnisse noch mal durch den Kopf gingen, hatte ich plötzlich eine Erleuchtung. Plötzlich wusste ich, wie ich die zwei Sprüche, die bislang immer fehlgeschlagen waren ausführen musste. Das würde ich möglichst schnell mal versuchen müssen.

Der Direktor

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