Der Wanderer
Der Wanderer war flott unterwegs. Trotzdem hatten wir ihn innerhalb einer halben Stunde eingeholt. Ein ziemlich alter Mensch, der allein in unserer Richtung unterwegs war. Seinem Gesamteindruck nach, Kleidung, Gebaren, Sprache, vermutete ich einen Priester. Er musste mit einem Tag Vorsprung Flußbrüggen verlassen haben. Wir selbst hatten eine ruhige Nacht abseits des Weges verbracht. Geschützt in einer Mulde. Cart und Jacques sorgten für Frischfleisch, ich kümmerte mich ums Kochen. Zwei Wochen hatten genügt, um hier gewisse Erwartungshaltungen bei den Anderen zu wecken. Nun gut. Warum nicht. Wer weiß, wozu es gut ist. Die Wacheinteilung blieb ebenfalls wie gewohnt, Avamys, Cart und Jacques. „Bewährt“ wäre angesichts des Zwischenfalls vor ein paar Tagen vielleicht der falsche Ausdruck. Nach einem kurzen Frühstück brachen wir früh auf. Den murrenden Zwerg ignorierten wir einfach. Um die Mittagszeit sahen wir dann den Wanderer am Horizont und beeilten uns ihn einzuholen. Morrik, so nannte er sich, wollte ebenfalls zum Gasthaus „Zum windenden Weg“. Er war der Bruder des Wirts. Vor ein paar Tagen erreichte ihn ein Hilferuf, Goblins machten die ganze Gegend unsicher und überfielen regelmäßig das Gasthaus. Daraufhin sei er sofort aufgebrochen um seinem Bruder zu helfen. Goblins. Nicht ganz das was wir erwartet hatten. Andererseits hatte ich von Ogern gehört, die mit Goblins in einem gemeinsamen Lager lebten und die Goblins unterdrückten. Das würde die Sache verkomplizieren. Wir beschlossen zusammen zu reisen. Das würde uns etwas aufhalten, aber wir konnten eine Menge über die Gegend erfahren und uns auch später mit dem Priester zusammentun. Wie sich im Gespräch herausgestellt hatte, war er tatsächlich ein Priester von Helm. Ein Gott der Menschen, der soweit ich mich erinnerte für Recht und Ordnung, sowie Kraft und Schutz stand. Genau der Richtige. Wie schon so oft, hatte ich wieder das Gefühl, alles füge sich wie von selbst zusammen. Am frühen Nachmittag kam ein junger Mann völlig aufgelöst auf uns zugerannt. Morrik erkannte ihn frühzeitig als seinen Neffen. Er berichtete ziemlich außer Atem, daß er das Lager der Gobblins gefunden habe. Es sei nur etwa drei Stunden von hier, noch vor der Gaststätte in der Nähe eines kleinen Wäldchens. Das fast gänzlich baumlose Grasland von gestern hatte bereits am Morgen den ein oder anderen Baum hervorgebracht. Warum also nicht ein Wäldchen. Cart ritt sofort los um das Lager auszukundschaften. Wir anderen folgten langsamer aber nicht weniger aufgeregt.
Ein Gedanke zu „Der Wanderer“