Spiegellos überall – oder wie ich zu einer Systemkamera kam (letztes Update V)

Spiegellos überall – oder wie ich zu einer Systemkamera kam (letztes Update V)

IMG_3327-01-1000Ich besitze eine ganz passable digitale Spiegelreflexkamera (Canon EOS), mit der Fotografieren wirklich Spaß macht. Warum also brauche ich eine andere Kamera, noch dazu eine ohne Spiegel?
Gewicht und Größe. Gerade wenn man längere Zeit mit der Kamera unterwegs ist, macht sich das Gewicht irgendwann unangenehm bemerkbar. Das wiederum führt dazu, dass man die Kamera öfter mal zuhause lässt, ein nicht wünschenswerter Umstand.

Die Hoffnung ist also, durch Einsparungen an Gewicht und Größe soviel an Komfort zurückzugewinnen, dass die Kamera wieder häufiger dabei ist. Es ist selbstverständlich, dass das nicht auf Kosten der Bildqualität geschehen soll. Das schränkt die Auswahl an möglichen Modellen deutlich ein.

Meine SLR hat nur einen APS-C Sensor. Das sollte möglichst auch die neue Kamera haben. Ein Micro-Four-Thirds System wäre auch akzeptabel aber zum Glück gibt es ja zwei APS-C Systeme zur Auswahl. Das wären die Canon EOS M3 und die Sony A6000.

Ansonsten sind die zwei wichtigsten Anforderungen ein Sucher und ein akzeptabler Preis.

Da meine SLR auch eine Canon ist, hat die M3 hier die Pole Position inne. Ähnliche Bedienung, eine hohe Kompatibilität der Objektive und vermutlich die gleiche Software sind hier schon mal Pluspunkte.
Allerdings gibt es auch einige Nachteile zu verzeichnen. Der für mich wichtige Sucher ist für die M3 nur als Zubehör verfügbar. Er wird dann in den Multifunktionsschuh (Blitzschuh) gesteckt.
Die beiden Kameras sind mit einem vergleichbaren Kitobjektiv ungefähr gleich teuer. Bei Canon kommen dann aber nochmal über 200,– Euro für den Sucher dazu. Und leichter und kleiner macht das die Kamera auch nicht.
Adapter zum Anschluss von Canon EF Objektiven sind ungefähr gleich teuer zu haben. Das Original von Canon für Canon kostet ungefähr 100,– Euro, sollte dann aber auch gut funktionieren. Für die Sony muss man sich auf Dritthersteller verlassen, die Preise sind von knapp unter 100,– Euro bis deutlich über 200,– Euro in einem weiten Feld angesiedelt.
Ähnlich sieht es auch beim Gewicht aus. Die Canon wiegt mit Objektiv und Sucher fast 600g, die Sony gut 460g. Hier ist natürlich auch immer das verwendete Objektiv entscheidend.
Die Dimensionen beider Kameras sind wieder fast identisch. Die Canon ist sogar einen Zentimeter schmaler. Das macht sie aber durch den aufgesteckten Sucher wieder zunichte, so dass sie insgesamt klobiger wirkt. Und mit dem Aufstecksucher konnte ich mich nicht wirklich anfreunden, auch wenn der klappbar ist.

Mirrorless-Table
Vergleich der für mich wichtigsten Eigenschaften

Letztlich sprach eigentlich alles für die Sony, nicht zuletzt der Preis. Und deshalb bin ich jetzt zufriedener Besitzer einer Sony A6000. 🙂
Selbstverständlich ist diese Entscheidung eine rein subjektive auf meine persönlichen Bedürfnisse abgestimmte. Hat man andere Prioritäten, kommt man möglicherweise zu einem anderen Ergebnis. Und wer weiß, vielleicht kommt ja demnächst eine total geniale M4 …

Erste Experimente (und mittlerweile auch viel mehr) gibt es auf Flickr zu sehen

[slickr-flickr search=“sets“ set=“72157658147202051″ items=“20″ type=“gallery“ flickr_link=“on“]

Meine ersten Eindrücke

  • Es gibt höllisch viele Einstellungen, klar, ist ja ein modernes Hightechprodukt;
    da die Menüführung natürlich nicht mit der der Canon vergleichbar ist, wird das manchmal zur wilden Sucherei, aber das wusste ich ja schon vorher.
  • Die Bedienräder und Hebelchen sind selbst für meine nicht sehr großen Hände zu klein, die Bedienung ist stellenweise fummelig. Das wird noch durch die Leichtgängigkeit der Bedienelemente unterstütz. Vermutlich mangelt es mir auch an Feinmotorik. Aber gut, ich wollte eine kleine, kompakte Kamera, da ist kein Platz für große Hebel.
  • Außerdem hatte ich den Eindruck, dass alle Bedienelemente grundsätzlich in die andere Richtung zu bedienen sind wie ich es gewohnt bin. Grmpf!
  • Im Vergleich zur SLR ist die A6000 (zumindest mit dem Kitobjektiv) wirklich leicht und kompakt, im Vergleich zu so mancher Kompaktkamera aber auch schon wieder groß und klobig. Ich hatte sie jedenfalls jetzt schon häufiger mit. Klar, der Enthusiasmus des Neuen.
  • Nerviges Powerzoom. Es mag ja sein, das motorbetriebene Zoomobjektive irgendwelche Vorteile haben, mich nervt es eher und es braucht ja auch Strom. Beim Einschalten der Kamera fährt es raus, geht die Kamera in den Stromsparmodus (Standby) fährt es wieder rein. Ein eingestellte Brennweite ist damit auch weg.
    Dafür ist es sehr klein, leicht, preisgünstig und bietet eine gute optische Qualität.
    Deswegen versuche ich mich damit zu arrangieren. Erst mal. 🙂
  • Die Entscheidung für eine Kamera mit Sucher war definitv richtig!

Nachtrag: Mittlerweile habe ich die Kamera ja schon eine Weile und es gibt einen weiteren Artikel zum Thema: Portraitworkshop mit der Sony A6000

Details

Spiegellos

Die Tatsache, dass das Bild nicht über eine komplizierte Spiegel/Prismen Konstruktion in den Sucher projiziert werden muss, eröffnet völlig neue Möglichkeiten. Nicht nur, dass man die Kameras bei gleicher Sensorgröße kleiner und damit auch leichter bauen kann. Verbaut man einen elektronischen Sucher, also ein zweites Minidisplay mit Gehäuse, kann man das Sucherbild verarbeiten bevor man es anzeigt oder fast beliebig mit Informationen anreichern (zu Lasten der eigentlichen Bildinformation natürlich) oder man kann Informationen im Sucher anzeigen, die ein SLR Gelegenheitsumsteiger wie ich dort nicht erwartet. Besonders überrascht haben mich zwei Dinge.

  • Die gängige Vorgehensweise des modernen (Hobby-/Amateur-/Spaß-) Fotografen scheint das Fotografieren über das Kameradisplay zu sein. Viele Kameras verzichten deshalb ganz auf den Sucher. Oder ist die Argumentationskette falsch herum? Egal, ich fotografiere fast ausschließlich mit dem Sucher. Nur bei über Kopf / unter Bauch Aufnahmen neige auch ich dazu, das Display zu verwenden. Die Kamera zeigt das „Sucherbild“ standardmäßig auf dem Display an, nur wenn man den Sucher ans Auge führt, wird auf den internen Suchermonitor umgeschaltet. Eigentlich ganz pfiffig. Da ich aber das Display nicht brauche, warum nicht ganz auf den Sucher umschalten. Das könnte den Stromverbrauch deutlich senken. So eine Einstellung gibt es auch. Ein Nebeneffekt ist, dass dann eben wirklich alles im Sucher angezeigt wird. Drückt man auf den Menüknopf, erscheint das Menü nicht wie erwartet auf dem Display, sondern im Sucher. Das gleiche gilt für die Bildkontrolle.
    Danke, das möchte ich nicht.
    Den Sucher möchte ich nur zum Fotografieren verwenden, nicht für andere Funktionen. Zumindest nicht in der Regel.
    Damit ist diese Einstellung für mich nicht brauchbar.
    Wunsch: Ich möchte einen „SLR Simulationsmodus“, Display aus, Sucherbild nur zum Fotografieren, Menü und Bildkontrolle auf dem Display.

Der elektronische Sucher

Über den Sucher habe ich ja oben unter „Spiegellos“ schon ein paar Worte verloren. Der Sucher ist sehr weit links angebracht. Ungewohnt, aber vermutlich sinnvoll. Die Nase ist jedenfalls schon mal nicht im Weg. Die Auflösung ist nicht besonders gut aber durchaus ausreichend. In hellen Umgebungen vermisse ich die Brillanz meines optischen Suchers in der EOS, in dämmrigen oder dunklen Umgebungen ist der elektronische Sucher aber ein Gewinn. Dadurch, dass das Bild elektronisch aufgehellt wird, kann man tatsächlich mehr erkennen als ohne Kamera. Die Menge an Zusatzinformation lässt sich in mehreren Stufen von keine bis fast-kein-Bild-mehr einstellen. Wenn man weiß, wo der Knopf ist, vermutlich auch mit der Kamera am Auge. Das muss ich noch mal testen.
Eine leichte Verzögerung ist auch zu bemerken. Muss ich auch noch mal testen.
Insgesamt bin ich mit dem Sucher zufrieden. Da ist aber noch eine Menge Raum für Verbesserungen.
Mein größtes Problem war die von mir nicht erwartete Bildkontrolle, die das Bild nach der Aufnahme für ein paar Sekunden im Sucher anzeigt. Ich habe lange nicht verstanden was das ist und mich über lange Speicherzeiten gewundert. Der Sucher muss frei sein für das nächste Bild! Wer, bitte schön, möchte Kontrollbilder im Sucher sehen?
Mit dem Abschalten der Bildkontrollfunktion hat sich dieses Problem gelöst. Auch hier hätte ich mir eine Einstellung wie bei einer SLR gewünscht. Kontrolle auf das Display, Sucher frei für die nächste Aufnahme. Jetzt muss ich halte einen Knopf drücken, wenn ich das letzte Bild mal sehen will.
UPDATE: Tatsächlich kann es praktisch sein, die Bilder im Sucher anschauen zu können. Bei prallem Sonnenlicht zum Beispiel.
Wünsche: Eine höhere Auflösung für den Sucher. Einen „SLR Simulationsmodus“, siehe oben unter „Spiegellos“ . Zumindest die höhere Auflösung wird mit der neuen A6300 Realität.

Display

Im Sonnenlicht nur schwer ablesbar, das ist besonders im Menü problematisch. Ohne Sucher wäre das ein großes Problem.

Menü

Wahnsinnig umfangreich, die Anordnung der Punkte ist gewöhnungsbedürftig. Das Durchklickern mit den Rädchen auch. Ein Touchscreen wäre auch hier hilfreich.

Bedienung

Ein erster Eindruck war ja, dass die Bedienelemente klein und fummelig sind. Das hat sich im Laufe der Zeit (für mich) tatsächlich so bestätigt. Ich habe kein sehr großen Hände, aber für die Kamera offenbar zu große. Die Bedienelemente sind klein, fummelig und leichtgängig. Es passiert mir relativ oft, dass ich versehentlich irgendeine Einstellung versehentlich ändere. Ein anderes Problem ist die Darstellung des Menüs, klein und in Farbe. Das ist im Sonnenlicht nur schwer ablesbar. Zwar kann man das Menü auch im Sucher anschauen, aber das bedeutet, dass man die Bedienelemente blind bedienen muss.
Die schwarz/weiss Darstellung mit großen Zeichen der klassischen SLRs hat hier eindeutig Vorteile.
Aber vielleicht fehlt es mir da auch nur an der nötigen Routine oder ich bin einfach ungeschickt.

Wünsche: Touchscreen für direkteren Zugriff auf Detaileinstellungen und mehr Platz für größere Bedienelemente. Menüdarstellung in einem auch für Sonnenlicht geeigneten High Contrast Mode. Außerdem würde ich mir wünschen, das Display wäre so flexibel klappbar wie bei meiner EOS.

Apps / WLAN

Die Sony PlayMemories App hat anfangs nicht auf meinem Handy (Nexus 5) funktioniert, da ich schon Android 6 Marshmallow installiert hatte. Mittlerweile hat es aber ein Update gegeben und die App funktioniert einwandfrei. Auch sah es für mich anfangs so aus, als können man im Fernsteuermodus über die App nur jpg Aufnahmen machen. Das war aber ein Irrtum, es gibt eine versteckte Konfiguration und man kann die Einstellung ändern. Alles wird gut.
Warum Sony hier nicht die Einstellung der Kamera als Voreinstellung übernimmt, verstehe ich allerdings nicht.

Firmware / Updates

Seit ich die Sony habe, gab es bereits zwei Firmware Updates. Das letzte (v3.1) gestern (14. März 2016). Ich habe das letzte Nacht zwischen eins und zwei Uhr installiert, hatte dann aber keinen Nerv mehr für große Tests. Die Kamera lässt sich immerhin noch einschalten. 🙂
Laut diverser Forenmeldungen soll sich die AF Geschwindigkeit bei adaptierten Objektiven verbessert haben. Bei vielen, es gibt auch gegenteilige Berichte.
Mittlerweile habe ich einen eigenen kurzen Test gemacht und kann nur sagen, AF-technisch hat sich für mich nichts verändert.
Meine A6000 mit Commlite Adapter (Commlite Auto Focus EF-NEX EF-EMOUNT, Modell von 2014) und
– Canon 50mm/f1.4 funktioniert, ist aber langsam
– Canon 85mm/f1.8 funktioniert, ist aber langsam
– Sigma 105mm/f2.8 funktioniert immer noch nicht

Das Einschalten scheint tatsächlich etwas schneller zu sein als vorher. Die Kamera ist praktisch sofort „da“.

Adapter

Für die Benutzung meiner Canon Objektive habe ich den Commlite Auto Focus Adapter EF-NEX EF-EMOUNT (Modell von 2014, es scheint auch ein neueres Modell zu geben) angeschafft. Grundsätzlich funktioniert das auch. Das Sigma Makro Objektiv lässt sich allerdings nur manuell bedienen. Das ist beim Makro jetzt gar nicht mal so tragisch, zumal die Kantenhervorhebung als Fokussierhilfe funktioniert. Nicht so allerdings die Lupenfunktion. Schade.
Meine beiden Festbrennweiten funktionieren auch mit Autofokus, allerdings tasten sie sich langsam an den Fokuspunkt heran, um dann im letzten Moment direkt auf den Fokuspunkt zu springen. Der sitzt dann auch, aber der Vorgang dauert schon mal 1-2 Sekunden, also ziemlich lange.
Das neuere Commlite Modell, bzw. andere Adapter mögen hier besser sein.
Meine Zoomobjektive funktionieren auch, ebenfalls sehr langsam, aber die sind mir zu groß und schwer für das kleine Alpha Gehäuse und auch nicht so gut, dass sich eine Adaptierung lohnt.

Akku

Mit zwei Akkuladungen komme ich gerade mal so über den Tag. Es ist gut zu Wissen, dass ich einen dritten in der Tasche habe.

Sonstiges

  • Die Kamera macht viel Spass in Innenräumen.
  • Sie wird warm.

Wünsche

  • Einzelbilder bei Panoramen ?
  • Ich möchte einen der Taster, vielleicht C2, mit einer Funktion belegen können, die die Kamera in den Standby Modus versetzt. Zur Zeit schalte ich sie oft aus, das habe ich mit der SLR praktisch nie gemacht.

Fazit

Auch wenn es hier und da offene Wünsche gibt und ich oft mit der Bedienung hadere, bin ich doch so zufrieden mit der kleinen Sony, dass ich meine Canon die letzten zehn Monate praktisch nicht mehr benutzt habe. Braucht jemand eine EOS60D?
Tatsächlich bin ich gerade auf eine Alpha 6300 umgestiegen. Das war weder vernünftig noch wirtschaftlich, aber man gönnt sich ja sonst nichts. 😀

Ein inspirierender Artikel

http://petapixel.com/2014/11/13/went-mirrorless-switched-canon-fuji-detailed-exploration/

– lange Speicherzeit (gedacht, Kontrollbild)
– Menü im Sucher
– Adapter, einigermaßen lichtstarke Festbrennweiten, Makro geht nicht (funktioniert manuell)
– Firmwareupdate
– Vergleich EOS60D und A6000 bei ISO 3200

3 Gedanken zu „Spiegellos überall – oder wie ich zu einer Systemkamera kam (letztes Update V)

Schreibe einen Kommentar zu Peter Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert