Düstere Gesichter

Düstere Gesichter

Die Pause hatte uns allen gut getan. Nach der gestrigen Aufregung und dem Tumult der mit Adalberts Unfall endete, beschlossen wir eine Pause einzulegen. Wir waren schließlich schon wieder eine lange Zeit auf den Beinen. Die geheime Bibliothek schien ein guter Ort dafür. Wir verkeilten die Eingangstür, so dass die Wache auf Wunsch auch Lesen konnte. Diesmal würden ausnahmsweise auch Zwerg und ich unter den Wachenden sein. Wer hätte das gedacht. Außerdem bot sich endlich die Gelegenheit Cart nach seinen Erlebnissen zu befragen. Also, das war so. Nachdem er den Wald mit den ganzen Tieren verlassen hatte flog der Falke sofort in die Richtung, in der unserer Meinung nach dieses Gebäude hier liegen musste. Cart folgte natürlich und kam bereits kurze Zeit später an einen einsamen Hof. Dort wurde er bereits von einer Art Mönch erwartet. Dieser bat ihn, ein ganz bestimmtes, in Leder gebundenes Buch für ihn zu beschaffen. Die ganze Situation hatte etwas Unheimliches, Schicksalhaftes. Cart hatte den Eindruck dem Mönch helfen zu müssen. Die Tiere würden auf dem Hof gut untergebracht sein. Cart stimmte zu und fühlte so etwas wie Erleichterung das Richtige getan zu haben. Der Mönch bat ihn daraufhin zwischen zwei Bäumen hindurch zu gehen. Der Falke flog sofort los und Cart blieb nichts anderes übrig als zu folgen. Als er zwischen die Bäume trat verschwamm kurz die Umgebung um ihn herum und dann waren er und der Falke auch schon im Ankunftsraum. So war das also. Geheimnisvoll. Bedeutungsvoll. Unheilvoll. Irgendjemand wusste über unsere Unternehmungen Bescheid. Ein Feind? Die Götter? Astrid? Die Nacht verlief ruhig und ich konnte nicht nur ein paar erholsame Stunden Schlaf verbuchen, sondern endlich auch konzentriert in den Büchern lesen. Sehr interessante Bücher noch dazu. Einige Grundlagen der Magie wurden so gut erklärt, dass sich mir völlig neue Zusammenhänge offenbarten. Aber wie so oft, auch völlig neue Fragen. Zwerg und Jacques ging es ähnlich mit den von ihnen gewählten Büchern und Themen. Sie waren begeistert und beeindruckt. Diese Bücher waren ein wahrer Glückstreffer. Schade, dass sie sich einer Mitnahme entzogen. Achso, ein paar neue Zauber waren auch dabei. Leider auch einige aus der Schule der Erkenntniszauber. Mit denen konnte ich ja nichts anfangen. Aber Flammende Hände, das hörte sich interessant an. Das musste ich bald mal ausprobieren. Nach dem gemeinsamen Frühstück waren wir noch ungefähr einen halben Tag mit den Büchern beschäftigt. Nicht zu vergessen der einzigartige Bericht über das Gnomenreich. Eine weitere Offenbarung. Ich prägte mir alle Details zur späteren Verwendung ein. Die Nichtleser wurden aber irgendwann ungeduldig und erkundeten nochmals die Gänge, konnten aber nichts Neues in Erfahrung bringen. Am frühen Nachmittag dann widmeten wir uns wieder den aktuellen Aufgaben. Schnell wurde noch der defekte Teleporter geprüft. Wir warfen einfach einen entbeinten Stuhl in die Mulde und nichts passierte. Der Teleporter in der Kammer des Wissens hatte auch tote Gegenstände transportiert. Also wirklich kaputt. Theorie bestätigt. Es sei denn, es war eine weitere Ankunftsmulde. Aber für tiefer gehende Untersuchungen war keine Zeit, Adalbert, der die ganzen Stuhlbeine abgebrochen hatte, war bereits unterwegs zu einem der Symbolgesichter. Das erste Bein warf er in den Gang, direkt am Symbol vorbei. Keine Reaktion. Mir fielen auf Anhieb 73 Gründe ein, warum nicht. Adalbert wieder. Nächster Test. Eigentlich hatte er sich die Stuhlbeine ja abgebrochen um das Symbolgesicht nicht mit den Händen berühren zu müssen. Also, hinter der Ecke stehend, vermeintlich gut geschützt, stocherte er mit dem Stuhlbein am Symbol herum. Und siehe da! Et voilà! Ecco! Vedi! Das abgebrochene Stück Holz hinterließ eine Narbe. Damit hatte niemand gerechnet. Was war der Grund? Das Symbol war doch aus Stein gearbeitet und sollte sich nicht von einem Stück Holz beeindrucken lassen. Vielleicht hatte es mit der Gesinnung unseres Möchtegern-Paladins zu tun oder mit einer starken Verbindung zu seiner Gottheit. Vielleicht war es Zufall. Vielleicht war der Stein allergisch gegen Holz oder in China war ein Sack Reis umgefallen. Jacques bot sich an, den Versuch zu wiederholen. Seine künstlerische Ader veranlasste ihn allerdings dazu ein Kreuz malen zu wollen. Ein Effekt blieb aus. War er nur zu zaghaft? War Adalbert der einzige, der dem Symbol Schaden zufügen konnte? Hatte es etwas mit dem Helm zu tun? Was war der Sinn des Lebens? Wir beschlossen, Adalbert solle weitermachen. Um den Effekt zu verstärken, verzauberte ich das Stuhlbein. Es würde für kurze Zeit eine magische Waffe sein. Adalbert, der Ritter mit dem Stuhlbein. Das ist Stoff für Legenden. Adalberts Tests ergaben allerdings keine Änderung. Die Magie wirkte nicht. Jacques begann zu singen um Adalbert weiter zu motivieren. Der drückte fester und es bildete sich ein Loch. Danach versuchte er heilige Symbole in die Fratze zu gravieren um die Bosheit des Symbols zu entschärfen. Zwerg beschloss das Stuhlbein weiter aufzuwerten und segnete es mit einer rechtschaffenen Aura. Jetzt hatte Adalbert plötzlich die Eingebung, dass dieses wundersame Stuhlbein bestens geeignet sei, ihm den Helm vom Kopf zu hebeln. Das versuchte er auch sofort. Bedauerlicherweise fand das magische, rechtschaffene Stuhlbein keinen recht geschaffenen Halt zwischen Kopf und Helm. So dass das einzige Ergebnis der unbedachten Aktion eine unschöne Kopfwunde war. Möglicherweise war Adalbert durch die Gesänge von Jacques ja auch übermotiviert. Jedenfalls ließ er sich dazu überreden sich nochmals dem Symbol zuzuwenden bevor die Zauber ihre Wirksamkeit verloren. Allerdings war jetzt die Luft raus. Er drückte und kratzte eher zurückhaltend bis alle auf ihn einredeten er möge sich ein wenig mehr ins Zeug legen. Endlich dann, ein fester Schlag gegen die Fratze. Stirn und Augen fingen an zu bluten. Interessant! Ein lautes Klack ertönte. Verdammt! Tschuldigung! Adalbert warf sich gerade noch rechtzeitig zur Seite, kurz bevor sich ein Blitz aus der Fratze löste und auf der gegenüberliegenden Seite in die Wand einschlug. Das hätte schiefgehen können. Plötzlich hatte ich eine Eingebung. Adalbert hatte nur einen Teil der Falle ausgelöst! Es musste etwas gleichzeitig passieren. Woher wusste ich das? Egal, ich teilte es als Arbeitshypothese den Anderen mit. Das und die Beobachtung des Vorfalls lieferten Cart jedoch wertvolle Informationen. Er untersuchte die Fratze noch einmal ganz genau, nahm zwei der Stuhlbeine und konzentrierte sich eine ganze Weile, unnötig lange wie mir schien. Dann, mit einer kurzen schnellen Bewegung, hieb er die Beine gleichzeitig in die Nasenöffnungen der Fratze. Ein weiteres Klack ertönte. Aha! Der Weg war frei. Wer würde es wagen? Nach kurzem Zögern macht Cart die drei Schritte, die ihn an dem Symbol vorbeiführen. Ohne Klacks und Blitze. Wir anderen folgen beeindruckt. Das ganze System wirft natürlich weitere Fragen auf, aber die mussten warten. Wir konzentrierten uns gleich auf die nächste Tür, links natürlich. Eine Metalltür diesmal. Hier gab es auch jegliche denkbare Variante von Türen. Ein Ausstellungsraum vielleicht? Die Tür, oder besser das Schloss, widersetzte sich erfolgreich den Bemühungen Carts es zu öffnen. Erst eine konzertiert und gezielt durchgeführte Gewalteinwirkung meiner Gefährten öffnete die Tür. Hoffentlich waren die anderen Räume unbewohnt. Das konnte niemand überhört haben. Wir würden die Tür auch nicht wieder schließen können. Ein akzeptables Opfer. Aus dem Raum kam uns eine Wolke intensiver Gerüche entgegen. Eine Mixtur von allem und jedem. Kräuter, Salze, alchimistische Zwischenprodukte, einfach alles. In dem Raum standen drei große Regale, vollgefüllt mit Töpfen, Schalen, Flaschen, Kästchen und sonstigen Behältnissen. Ein Lager für materielle Zauberkomponenten und alchimistisches Zubehör. Vielleicht war noch etwas brauchbar. Sofort begann ich mit einer Inspektion der Regale. Adalbert hatte wohl mal irgendwo gehört, dass Zauberer Edelsteine und Drachenschuppen als materielle Komponenten benötigen und suchte danach. Nun, für Edelsteine gibt es bessere Anwendungen und Drachenschuppen? Das kommt darauf an. Die Materialen lagerten wohl schon sehr lange hier. Manche waren bereits zu Staub zerfallen, andere instabil wieder andere zu gewöhnlich um sie mitzunehmen. Einzig eine Phiole mit einem schwarzen Pulver darin machte auf mich den Eindruck von etwas Besonderem. Ich steckte sie ein, untersuchen konnte ich sie später noch. Aber Phiole! Bei der Gelegenheit fiel es mir wieder ein. Der Unsichtbarkeitstrank. Zwei der drei Phiolen waren misslungen. Es wäre zwar einerseits bestimmt ein großer Spaß die Effekte zu sehen, aber vielleicht würde auch mein Leben einmal von der Wirksamkeit des Tranks abhängen. Also informierte ich Cart und Avamys darüber, dass nur eine der drei Phiolen wirklich das tat, was sie sollte. Wenn einer alle Phiolen hätte, würde es sicher funktionieren. Deshalb bot ich meine Phiole an. Cart war überrascht und verärgert. Impulsiv zerstörte er seine Phiole bevor ihn jemand daran hindern konnte. So kannte ich ihn gar nicht. Avamys dachte kurz über die Angelegenheit nach und nahm meine Angebot, also die Phiole, an. Hoffentlich war eine davon die Richtige. Na gut. Dieser Raum hatte uns nichts mehr zu bieten. Wir gingen zur nächsten Tür. Holz diesmal. Auch diese Tür klemmte etwas, ließ sich dann aber doch gut öffnen. Dahinter befand sich ein Raum dessen Wände mit dunkelgrauem Schiefer verkleidet waren. Auf den Wänden befanden sich unzählige arkane und religiöse Symbole zusammen mit mir unbekannten Schriftzeichen. Zwerg war sich ziemlich sicher, dass es sich um üble rituelle Anrufungen handelte. Zaubersprüche, wie das einfache Volk zu sagen pflegte. Natürlich gibt es einen himmelweiten Unterschied zwischen richtigen Zaubersprüchen und dem was ein Priester auf magische Weise zu tun vermag. Eigentlich betraf es weniger das was als das wie. Aber erklär das mal einem Bauern. An einer Wand stand noch ein Stehpult, ansonsten war er leer. Der ganze Raum machte den Eindruck einer Schule. Für uns gab es hier nichts zu holen. Adalbert hätte die Wände ja gerne von den Schriftzeichen befreit, mangels Möglichkeit verzichtete er aber dann doch. Der nächste Raum war größer als die anderen, enthielt aber nichts außer Staub und leeren Regalen. Damit waren wir auch schon am Ende des Ganges angekommen und auch bei der zweiten Fratze. Cart entschärfte die Falle auf bewährte Weise. Klack, klack. Wer weiß, ob wir den Gang mal schnell auf dieser Seite verlassen mussten. Jetzt hatten wir in diesem Gang nur noch vier Türen übrig und dann war da ja auch noch die Tür mit der Fratze, aber alles der Reihe nach. Wieder eine Holztür, wieder Routine. Ein Wohnraum diesmal. In dem Raum befanden sich ein Bett, ein Tisch mit einem Stuhl und eine reich verzierte Kommode. Überraschender¬weise entdeckte Adalbert die Falle zuerst. Die Kommode war gesichert. Wieder eine Aufgabe für Cart. Die Falle schien allerdings von herausragender Qualität zu sein. Cart benötigte drei Anläufe mit Pausen bis die Falle endlich entschärft war. Die Kommode enthielt dafür völlig unspektakulär eine Wollrobe, ein paar Schuhe, eine Brosche und ungefähr 100 GS. Ein kurzer Check offenbarte keinerlei Magie, weder die Gegenstände noch sonst etwas im Raum war magisch. Sicher, die Fundstücke in der Kommode waren von guter Qualität und die Brosche vermutlich eine billiges Familienwappen, aber rechtfertigten sie eine so komplizierte Falle? Der Besitzer hatte die eigentlichen Wertgegenstände offenbar entnommen. Schade. Adalbert nahm die Robe an sich, Zwerg das Geld. Den Rest ließen wir zurück. Die nächsten beiden Räume waren fast identisch. Nur gab es keine Fallen an den Kommoden und alles war leer. Staubig zwar, aber leer. Die letzte Tür führte in einen Raum, der von Kerzen in Wandleuchtern erhellt war. Eine Wendeltreppe aus Marmor, feinstem Marmor laut Zwerg, führte nach oben. Ansonsten war der Raum leer. Und klein war er auch. Hier fehlte wieder etwas. Es musste noch ein Raum zwischen dem letzen und diesem sein. Aber so intensiv wir auch nach Türen suchten, wir konnten nichts finden. Zu schade, dass ich keine Erkenntniszauber zu sprechen vermag. Einer der Sprüche in der Bibliothek hätte hier hilfreich sein können. Aber angesichts der Wendeltreppe, vielleicht war der Raum von unten oder oben zugänglich. Sollten wir jetzt die letzte Tür, die mit der Fratze öffnen oder lieber die Treppe hochsteigen? Adalbert stieg ein paar Stufen hinauf und kam mit der Nachricht zurück, dass die Treppe weit nach oben führe und dann in einem dichten Nebel verschwinde. Also die Tür. Cart entschärfte die Falle an der Tür mit geübten Bewegungen. Klack, klack. Das war’s. Aber diese Tür schien etwas Besonderes zu sein. Cart entdeckte beim Versuch sie zu öffnen eine weitere Falle und diese zu entschärfen schien wirklich schwierig zu sein. Wir anderen hielten einen gebührenden Sicherheitsabstand ein, immerhin bestand jederzeit die Gefahr, das Cart die Falle versehentlich auslösen würde. Sei es, weil die Falle zu kompliziert oder weil sie zu alt und marode war. Die Untersuchungen sprachen für eine Feuerfalle. Also war Abstand das Mittel der Wahl. Irgendwann, wir hatten schon überlegt doch die Treppe zu nehmen, gelang es Cart doch noch die dritte Falle zu entschärfen und auch die Tür zu öffnen. Der Blick durch den Türrahmen offenbarte ein edel eingerichtetes Zimmer. Einen großen Ledersessel mit lackiertem Beistelltisch. Darauf eine lange Pfeife in einem Halter und ein Döschen. Auf der anderen Seite ein geschnitztes Lesepult mit einem aufgeschlagenen Buch darauf. An der Wand ein großer, reich verzierter Schrank und daneben die Skulptur einer 5-köpfigen Hydra. Hier wohnte wohl der Boss. Adalbert trat ein. Zumindest wollte er das tun. Kaum versuchte er die Schwelle zu übertreten, wurde er, wie von einem unsichtbaren Hammer, zurückgeschleudert und landete einige Meter entfernt auf dem Boden. Jetzt war wieder einmal die Erste Hilfe Fraktion gefragt. Der Schlag hatte eine nicht unerhebliche Verletzung verursacht. Die Schmerzen waren ihm deutlich anzusehen. Während die anderen sich um Adalbert kümmerten prüfte ich den Raum auf Magie. Von außen wohlgemerkt. Wie erwartet war der gesamte Raum irgendwie magisch aufgeladen. Einzig das Buch stach als noch stärkere Magiequelle hervor. Es schien auch, soweit wir das von hier sehen konnten, in Leder gebunden zu sein. Wie konnten wir den Raum betreten? Zwerg hatte seine lebensrettenden Maßnahmen an Adalbert beendet und untersuchte den Raum auf eine Gesinnungsaura, konnte aber nichts finden. Niemand wollte einen zweiten Versuch unternehmen, die Schwelle zu übertreten. Vielleicht brauchte man ein Passwort, oder es gab einen verborgenen Mechanismus. Oder, die von uns favorisierte Theorie, man musste eine bestimmte Gesinnung haben um den Raum gefahrlos betreten zu können. Adalbert plante das Buch mit langen Holzbrettern aus dem Raum zu angeln. Ich befürchtete stark er war auf den Kopf gefallen. Während also Adalbert auf der Suche nach langen Brettern war kam mir eine grandiose Idee. Ich stellte mich vor die Tür, so dass ich das Buch gut sehen konnte und sprach einen Levitationszauber darauf. Dann hob ich es leicht an und ließ es über dem Pult schweben. Jetzt war es praktisch gewichtslos. Also leicht genug um es mit meiner magischen Hand in Richtung Tür bewegen zu können. Es funktionierte. Das Buch schwebte auf uns zu, durch den Türrahmen hindurch direkt vor meine Nase. Ich ließ es auf dem Boden landen. Geschafft. Gerade rechtzeitig. Kaum lag das Buch auf dem Boden, kam Adalbert mit einer langen Holzplanke um die Ecke. Ganz aufgeregt und dann ganz plötzlich etwas enttäuscht. Sorry. Das hätte mit den Holzplanken nie funktioniert. Wir schlossen das Buch sicherheitshalber. Bei magischen Büchern ist immer eine besondere Vorsicht angesagt. Irgendwie kam mir bei dem Gedanken das Bild einer Katze in den Sinn. Seltsam. Jedenfalls war die Neugierde trotz allem so groß, dass wir versuchten den Titel zu lesen. Der war allerdings völlig unverständlich. Jedes Mal, wenn ich dachte ich erkenne ein Wort, verschwamm es vor meinen Augen und entstand in andere Form neu. Noch unverständlicher als vorher. Selbst die Schrift als solche schien sich zu verändern. Ich bekam ziemlich schnell Kopfschmerzen davon und gab letztendlich auf. Auch Adalbert und Jacques versuchten erfolglos den Titel zu lesen. Insbesondere Jacques war sehr enttäuscht über seinen Misserfolg, da er sich auf seine sprachlichen Fähigkeiten einiges einbildete. Und Cart, Cart konnte es zwar auch nicht lesen, war sich aber sicher, dass es das Buch sei, das er finden sollte. Super, Cart durfte das Buch tragen. Nach kurzer Beratung beschlossen wir, die Treppe in Angriff zu nehmen. Eine gewisse Unzufriedenheit machte sich in mir breit. Ich hatte das Gefühl eine Menge ungenutzter Gelegenheiten und loser Enden hier unten zurückzulassen. Ich war sicher, wir hatten einiges, möglicherweise Wichtiges, übersehen. Aber gut. Auf zu neuen Ufern, äh, Stockwerken.
Nach ungefähr 20 Stufen verschwand die Treppe im Nebel, daher mussten wir uns langsam vorantasten. Niemand konnte hier etwas sehen, weder die Elfen, die Zwerge noch ich, von den Menschen ganz zu schweigen. Deshalb konnte Cart auch problemlos die Führung übernehmen. Blind waren wir ja alle. Die Treppe hatte insgesamt 80 Stufen und war für Menschen gemacht. Was für eine Quälerei für einen Gnom. Das bedeutete, wir waren ungefähr vier Stockwerke nach oben gestiegen. Ungefähr nach 60 Stufen lichtete sich der Nebel und wir konnten wieder etwas sehen. Von oben herab schien ganz schwach das Licht von Fackeln. Die Treppe bestand jetzt nur noch aus Granit. Budgetprobleme vermutlich. Heraus kamen wir wieder einmal in einem leeren Raum mit viel Staub. Es gab keine Fenster, aber eine einzige Holztür und zwei Fackelhalter an der Wand. Darin brannten die magischen Fackeln, deren Licht wir gesehen hatten. Die Treppe führte noch weiter nach oben, aber der Zugang war verschüttet, unpassierbar. Bevor wir uns also in weitere Abenteuer oder Fallen stürzten, würden wir uns etwas erholen müssen. Wir verkeilten daher die Tür und schlugen unser Lager hier auf. Hoffentlich würden wir uns auch erholen können.

Düstere Begegnung

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